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Kleidung aus Plastikmüll

Unser großes Problem mit Plastik im 21. Jahrhundert ist zu einem merklichen Teil auch stark dem Zeitgeist geschuldet. Schneller, höher, weiter gilt nicht nur beruflich in fast allen Branchen, sondern ist auch privat die Devise von vielen, gerade jungen Menschen. Eine Branche, die dieses Motto „perfekt“ umsetzt, ist die Modeindustrie. Wo man früher pro Jahr 1, 2 oder vielleicht noch 3 Kollektionen auf den Markt gebracht hat, reicht dies heute bei weitem nicht mehr.

Das Problem mit der Branche

Die Modewelt bleibt durchgehend in Bewegung und wird ständig auf den Kopf gedreht. Was heute im Trend liegt, das kann in einem Monat schon wieder out sein. Und wenn etwas out ist, dann kann es weg und in unserer heutigen Konsum- und Wegwerfgesellschaft heißt weg leider nicht einfach ab in den Schrank oder weitergeben, sondern teilweise wirklich ab in den Müll. Es sind leider keine Einzelfälle mehr, dass Kleidung, welche sogar noch verpackt ist oder an der das Preisschild noch hängt, weggeworfen wird, weil man sie nicht mehr braucht und sie so günstig war.

Dazu bieten viele Konzerne nicht nur über ihren Onlineshop Waren an, wo sie sowieso zurückgenommen werden müssen – auch in ihren Filialen ist es oftmals üblich, dass wir als Käufer die Ware einfach zurückgeben können. Da aber die Lagerkosten und Kosten für die Vorbereitung für den Wiederverkauf für die Unternehmen teils zu hoch sind, werden die Klamotten oftmals vernichtet.

Dieser Punkt und der hohe CO2 Aufwand bei der Produktion und Dieser Punkt und der hohe CO2-Aufwand bei der Produktion und Anlieferung der Ware sowie die schlechten Arbeitsbedingungen der Näher, Schneider und Co. sorgen dafür, dass viele Klamottenhersteller ein großes Problem mit ihrem Image haben und Nachhaltigkeit kein Wort ist, das einem beim Gedanken an die Firmen einfällt.

Kleidung aus Plastikmüll

Unternehmen wie Adidas mussten sich in den letzten Jahren also fragen, wie sie ein nachhaltiges Image bilden können. Eine mögliche Lösung bot sich durch das immer mehr im Fokus stehende Problem mit Plastik in den Weltmeeren an und die Lösung war relativ schnell gefunden. Warum stellt man nicht einfach Klamotten aus diesem Plastik her? So ist das Plastik nicht mehr im Meer und schadet den Tieren und Pflanzen – man baut sich ein gutes Image mit den Klamotten auf und teils kann man diese vielleicht auch teurer verkaufen, als die normalen Varianten und so womöglich auch noch mehr Gewinn machen.

Gerade Adidas bewarb seine neue Idee recht groß, denn sie nutzten die größten Werbeflächen, die sie eh schon hatten. Sie nutzen den Fußball, vor allem den FC Bayern München und Real Madrid und ließen diese in Trikots aus Plastik, welches aus dem Ozean stammt, auflaufen. Natürlich wurde die ganze Aktion vorher ordentlich beworben. Für diese Aktion tat sich der Konzern sowie die zwei Vereine mit der Organisation Parley For The Oceans zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen Parley und Adidas läuft auch heute noch. So entwickelte Adidas ein eigenes Segment, welches aus Sportklamotten aller Art besteht, welche aus recyceltem Plastik hergestellt werden.

Eine schöne Idee ohne Zukunft?

Ob die Idee von Adidas nur eine Strategie für das Image der Firma war und ist, oder ob man sich der gesellschaftlichen Verantwortung eines solchen Megakonzerns wirklich klar ist und diese ausfüllen möchte, das weiß nur die Leitungsebene des deutschen Sportriesen. Fest steht aber, dass Adidas so oder so mit der Aktion eine Zeichen gesetzt hat und viele Unternehmen, auch aus anderen Branchen, nachzogen. Leider aber gibt es auch berechtigte Kritik an der Idee von Adidas und der Umsetzung vieler Nachfolger.

Einen Vorwurf, den sich Adidas selbst, aber vor allem andere Firmen anhören mussten und müssen: dass nicht wirklich in allen Produkten echtes Plastik aus dem Ozean steckt. Teilweise haben Firmen auch einfach nur „Ocean-Plastik“ auf ihre Produkte geschrieben und bewarben dann auf der Verpackung den Kampf gegen dieses. Aber das Produkt selbst bzw. die Verpackung bestanden eben nicht aus Kunststoff aus dem Ozean.

Dazu stellt sich teils leider auch die Frage, ob das Recycling auf Dauer wirklich nachhaltig ist. Das verwendete Ozean-Plastik kommt oftmals aus Ländern wie Thailand, Indonesien oder Vietnam. Um den Kunststoff dann zu den Orten des Recyclings zu bekommen und danach daraus Kleidung zu erstellen und zu verkaufen, entsteht sehr viel CO2. Auch wenn so das Plastik verschwindet, so ist das entstandene CO2 vielleicht nicht der richtige Gegenwert. Dazu ist das Recycling selbst leider oftmals mit viel Energieaufwand verbunden.

Ein weiteres Problem ist dasselbe wie beim Mikroplastik. In Plastik selbst sind teilweise Stoffe, welche schädlich für den Menschen sind. Diese könnten beim Recycling freigegeben werden. Dazu kommen auch noch sehr viele Schadstoffe, die sich an dem Kunststoff festsetzen, während dieser teils über Jahre im Meer herumtreibt. Auch diese können für den Menschen gefährlich werden. Gerade wenn man dann bedenkt, dass Unternehmen natürlich auch keinen Verlust mit ihren Produkten machen wollen und wie kostspielig eine komplette Analyse und anschließend Entfernung aller Schadstoff wäre, fragen sich Experten doch, ob die Produkte nicht dauerhaft schädlich für uns Menschen sein könnten.


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